Heidelberg ist weit mehr als Schloss, Neckar und Studentenleben – die Stadt steckt voller kleiner Geschichten, kurioser Begebenheiten und verborgener Details, die oft erst auf den zweiten Blick auffallen. Genau diese besonderen Facetten greift unsere Rubrik „Heidelberg-Trivia“ auf: Woche für Woche erzählen wir von historischen Wendepunkten, charmanten Eigenheiten oder fast vergessenen Legenden, die Heidelberg seinen einzigartigen Charakter verleihen.

Ob berühmte Persönlichkeiten wie Mark Twain, der den Philosophenweg zu seinem Lieblingsort erklärte, die doppelt genutzte Heiliggeistkirche oder das erste Pferde-Straßenbahnsystem Deutschlands – jedes Trivia lädt dazu ein, die Stadt neu zu entdecken. Hier findest du alle bisherigen Ausgaben im Überblick – zum Nachlesen, Staunen und Weitererzählen.


Heidelberg-Trivia #1 - Heidelberger Brückenaffe

Wer in Heidelberg unterwegs ist, kommt kaum an ihm vorbei: dem Brückenaffen neben der Alten Brücke. Die bronzene Figur mit dem hohlen Kopf lädt nicht nur zum Hineingreifen ein – sie trägt auch eine Botschaft. Schon im Mittelalter stand hier ein Affe mit Spiegel, der die Passanten daran erinnern sollte, dass niemand besser sei als der andere – egal, ob innerhalb oder außerhalb der Stadtmauern. Heute sagt man: Wer den Affen berührt, kommt nach Heidelberg zurück.

Heidelberg-Trivia #2 - Das „Große“ Fass

Im Keller des Heidelberger Schlosses befindet sich das „Große Fass“ – ein gigantisches Weinfass mit einem Fassungsvermögen von rund 220 000 Litern. Es wurde 1751 gebaut, diente aber kaum dem tatsächlichen Weingenuss. Stattdessen war es ein Symbol für die Steuereinnahmen in Form von Naturalien, die der Kurfürst von seinen Winzern verlangte.

Heidelberg-Trivia #3 - Philosophenweg

Der Philosophenweg auf der Sonnenseite des Neckars war ursprünglich kein Spazierweg für Gelehrte, sondern Teil eines alten Weinbergs. Erst später wurde er zum Lieblingsort für Denker, Dichter und Besucher. Das milde Klima lässt hier sogar exotische Pflanzen wie Mandelbäume, Feigen und Zitronen gedeihen – fast schon mediterran.

Heidelberg-Trivia #4 - Heidelberger Zoo

Der Heidelberger Zoo wurde 1934 auf Initiative des Zoologen und Tierfilmers Otto Fehringer gegründet. Trotz schwieriger Anfänge – der Zoo musste sich nach dem Zweiten Weltkrieg nahezu komplett neu aufbauen – entwickelte er sich zu einem modernen, wissenschaftlich geführten Tierpark mit rund 160 Arten.

Besonders hervorzuheben ist das Projekt „TINo“ (Tiergestützte Inklusion in der Ausbildung): Jugendliche mit Unterstützungsbedarf erhalten hier die Chance, eine praxisnahe Ausbildung im Bereich Tierpflege zu absolvieren. Das Modell gilt bundesweit als wegweisend und zeigt, wie ein Zoo auch soziale Verantwortung übernehmen kann – mitten in Heidelberg.

Heidelberg-Trivia #5 - Heiliggeistkirche

Mitten auf dem Heidelberger Marktplatz steht die Heiliggeistkirche – und sie hat eine besondere Geschichte. Ab dem 18. Jahrhundert war das Gotteshaus innen durch eine Mauer geteilt: Auf der einen Seite feierten die Katholiken ihre Messen, auf der anderen die Protestanten ihre Gottesdienste.

Diese bauliche Trennung sollte den jahrhundertelangen religiösen Spannungen Rechnung tragen und hielt erstaunlich lange – über 200 Jahre hinweg, bis sie 1936 endgültig aufgehoben wurde. Heute ist die Heiliggeistkirche ein Symbol für gelebte Ökumene und gehört mit ihrem markanten Turm nicht nur zu den bekanntesten Wahrzeichen Heidelbergs, sondern auch zu den meistbesuchten Kirchen der Region.

Heidelberg-Trivia #6 - Die „Heidelberger Pferdebahn“

Wusstest du, dass Heidelberg zu den Pionieren des öffentlichen Nahverkehrs in Deutschland zählt? Bereits 1885 nahm hier die erste Pferde-Straßenbahn ihren Betrieb auf – eine eingleisige Strecke vom Bismarckplatz nach Rohrbach, gezogen von echten Pferdestärken. Diese „Heidelberger Pferdebahn“ war eine der ersten ihrer Art in Deutschland und wurde schnell zum festen Bestandteil des Stadtbilds.

Mit dem technischen Fortschritt folgte 1902 die Elektrifizierung der Linie. Die moderne Straßenbahn prägte nicht nur die Entwicklung der Stadt, sondern wurde auch zur Grundlage für ein interkommunales Verkehrsnetz. Heute ist die Heidelberger Straßenbahn Teil des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN) und verbindet die Stadt effizient mit Mannheim, Ludwigshafen und anderen Orten in der Region – ein Stück Mobilitätsgeschichte, das bis heute lebt.

Heidelberg-Trivia #7 - Der Königsstuhl

Der Königsstuhl ist mit 568 Metern der höchste Punkt Heidelbergs – und ein Ort voller Geschichten. Von seinem Gipfel aus eröffnet sich ein beeindruckendes Panorama über die Altstadt, das Neckartal und bei klarem Wetter bis weit in die Rheinebene hinein. Schon Mark Twain zeigte sich 1878 begeistert von diesem Ausblick und widmete dem Königsstuhl in seinem Buch A Tramp Abroad mehrere Seiten – inklusive seiner abenteuerlichen Wanderung dorthin.

Heute ist der Weg weniger beschwerlich: Die historische Heidelberger Bergbahn, die bereits seit 1907 in Betrieb ist, bringt Besucher bequem auf den Berg. Sie zählt zu den ältesten elektrisch betriebenen Standseilbahnen Deutschlands. Oben angekommen warten nicht nur der Blick, sondern auch Spazierwege, das Märchenparadies für Familien und das LWL-Teleskop der Landessternwarte – ein Ort, an dem Natur, Geschichte und Wissenschaft zusammenkommen.

Heidelberg-Trivia #8 – Der Studentenkarzer

Zwischen 1778 und 1914 war der sogenannte Studentenkarzer Teil des Universitätslebens – eine Arrestzelle für Studierende, die sich danebenbenommen hatten. Die Vergehen? Meist harmlose Streiche wie nächtliches Lärmen, Trinkgelage oder das Befreien von Kommilitonen aus Polizeigewahrsam. Der Karzer war weniger Strafe als eher eine Art Ehrenritterschlag: Wer hier einsaß, galt als besonders freiheitsliebend – und nutzte die Zeit, um die Wände mit Karikaturen, Namen und Sprüchen zu verzieren.

Bis heute sind diese Zeichnungen im Original erhalten und machen den Studentenkarzer zu einem der ungewöhnlichsten Orte der Stadt. Er liegt direkt neben der Alten Universität am Universitätsplatz und ist ein beliebtes Ziel für Touristen – aber auch ein Stück gelebter Heidelberger Geschichte.

Heidelberg-Trivia #9 – Die Universitätsbibliothek

Die Universitätsbibliothek Heidelberg ist nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch ein kultureller Schatz. Gegründet im Jahr 1386 zusammen mit der Universität, beherbergt sie heute über drei Millionen Medien – darunter mittelalterliche Handschriften, Inkunabeln und digitale Sammlungen von Weltrang. Besonders berühmt ist der Codex Manesse, die größte deutsche Liedersammlung des Mittelalters, mit prachtvollen Miniaturen und Dichtungen des Minnesangs.

Doch auch architektonisch ist die Bibliothek ein Hingucker: Das neogotische Hauptgebäude in der Altstadt wurde 1905 eröffnet und beeindruckt mit seiner roten Sandsteinfassade, den Buntglasfenstern und der zentralen Kuppelhalle. Ein Ort, an dem sich Geschichte, Wissen und Ästhetik auf faszinierende Weise verbinden – mitten in der Heidelberger Altstadt.